Maikammerer Momente im Winter
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Ortsgeschichte von Maikammer
Eine lange und abwechslungsreiche Geschichte
von Andreas Imhoff
Auf den folgenden Seiten wird versucht, die wichtigsten Ereignisse und Daten der Maikammerer Geschichte zusammenzutragen. Dass hier von einem Versuch die Rede ist und nicht von einer fertigen Chronik, die über jeden Zweifel erhaben ist, hat seinen guten Grund: Zum einen ist unser Wissen über die Geschehnisse im Dorf in den ersten Jahrhunderten äußerst lückenhaft.
Maikammers Chronik in der Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit schreibt sich deshalb quasi von selbst - sie enthält das wenige, was bekannt ist. Das gegenteilige Problem stellt sich beim Abfassen der Chronik der jüngeren Zeit. Für die letzten Jahrzehnte liegen so viele Informationen über das Ortsgeschehen vor, dass es immer schwerer fällt, eine Auswahl zu treffen. Und so kommt es, dass ein anderer Bearbeiter möglicherweise andere Ereignisse für erwähnenswert gehalten hätte.
Woher stammen die Informationen, die in die Chronik eingeflossen sind? Zu allererst ist hier die Ortsgeschichte von Lehrer Johannes Leonhardt (1928) und ihre 1986 erschienene Fortschreibung (Autoren: Johannes Damm und Hans Treptow) zu nennen. Aus diesem Buch stammen die meisten der aufgeführten Daten und Fakten. Ergänzend dazu wurden die im Verbandsgemeindearchiv Maikammer verwahrten Gemeinderatsprotokolle sowie Presseartikel herangezogen.
Schließlich und endlich sei Dr. Martin Armgart aus Speyer erwähnt. Er ist es, der für die Bedeutung der Urkunde aus dem Jahr 1264 bürgt und damit Maikammers Chronik beginnen lässt.
Maikammers Anfänge reichen weit in das Frühe Mittelalter zurück. Mit großer Sicherheit wurde die Siedlung einige Hundert Jahre vor ihrer ersten Nennung von fränkischen Siedlern gegründet. Wahrscheinlich geschah dies im 6. oder 7. Jahrhundert. Römische Funde legen nahe, dass sogar schon in der Spätantike Menschen im Bereich der heutigen Ortsgemeinde lebten, nämlich in einer „villa rustica“, einem römischen Landgut.
Im Jahr 1264 wurde Maikammer zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Informationen, die wir in den nachfolgenden Jahrhunderten über den Ort besitzen, sind wie erwähnt dürftig. Wir wissen lediglich, dass sich auch in Maikammer eine so genannte Niederburg befand, die Kredenburg, außerdem haben wir einige Daten zur Geschichte der Maikammerer Kirche und kennen die ersten Namen Maikammer Bürger. Der große Rest verliert sich im Dunkel der Vergangenheit.
1264 - In einer am 31. Oktober („vigilia omnium sanctorum“) von Bischof Bernhard von Worms ausgestellten Urkunde wird mit Domherr „Werner de Meinkeimer“ Maikammer erstmals genau datierbar erwähnt.
1265 - Anlässlich der Übertragung des Patronatsrechts an das Kloster Heilsbruck wird die Maikammerer Kirche erstmals urkundlich erwähnt.
1318 - In einer Urkunde des Klosters Eußerthal wird zum ersten Mal die Kredenburg als „Schloß zu Maikam“ erwähnt.
1366 - Erster schriftlicher Beweis, dass Maikammer zum Hochstift Speyer gehört in einer Bestätigungsurkunde von Kaiser Karl IV. für Bischof Lambert von Speyer.
1469/70 und 1530 - Nennung Maikammerer Bürger im Rahmen von Volkszählungen im Hochstift Speyer.
1492 - Mit Johann Herr zu Heideck wird erstmals ein Besitzer der Kredenburg genannt.
1495 - Nennung Maikammerer Bürger auf der Steuerliste zum Gemeinden Pfennig.
Noch heute künden repräsentative Wohnhäuser in der Marktstraße vom wirtschaftlichen Aufschwung, den Maikammer im 16. Jahrhundert genommen hatte. Sei es das „Haus zum Brunnen“ (Marktstraße 5), das Haus Josef Frankmann (Marktstraße 6) oder natürlich das „Haus Rassiga“ (Marktstraße 8) – die Besitzer dieser Renaissancehäuser müssen äußerst wohlhabend gewesen sein. Schon damals spielten Weinbau- und Weinhandel eine herausgehobene Rolle im Wirtschaftsgefüge des Dorfes. Fast bis in unsere Zeit hinein sollte sich daran wenig ändern. Nichtsdestotrotz waren die Zeiten unsicher.
1525 mussten das die Bewohner der Kredenburg am eigenen Leib erfahren. Im Verlauf des Bauernkrieges zerstörten Maikammerer Bürger die Burg, mussten später aber bitter dafür büßen. Wenig später breitete sich in Südwestdeutschland die Reformation aus. Maikammer, dem Hochstift Speyer zugehörig, blieb jedoch katholisch.
1525 - Der Schultheiß Coßman Moßbach bekennt im Namen der Gemeinde, dass sie „in dieser uffrurigen Emporung der Bauernschaft“ die Kredenburg „verwüst, zerrissen und zerbrochen“ hätten und verspricht, die Wiederaufbaukosten zu übernehmen.
1553 - Viax von Oberstein, während des Bauernkrieges Besitzer der Kredenburg, stirbt.
1575 - In der Maikammerer Gemeinderechnung wird erstmals eine Feuerwehr erwähnt.
1577 - Bau des Hauses Josef Frankmann, Marktstraße 6.
1580 - Das „Spielfeld“, das Maikammer und St. Martin gemeinsam gehörte, wird zwischen beiden Dörfern aufgeteilt.
1585 - Inschrift über dem Kellereingang des Rassiga-Hauses - „Hans Obdruf der Jungk bin ich genannt. Bei Alt und Jungk in Ehren wohlbekannt. 7. Juli 1585“; Hans Obendruf war von 1602-1610 Schultheiß und starb 1610; die Familie Obendruf verschwand im Dreißigjährigen Krieg.
Die Zeit zwischen dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 und dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 ist auch in Maikammer geprägt von Kriegen – und damit verbunden – von großem menschlichem Leid. Mehrfach wurde das Dorf von umherziehenden Söldnerscharen geplündert und seine Bewohnerschaft drangsaliert. Immer wieder aber versuchten die Maikammerer ihr Schicksal zu meistern. Dies gelang ihnen auch mit Erfolg. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Einwohnerschaft sogar so stark angewachsen, dass die Kirche zu klein geworden war und der Friedhof erweitert werden musste. Verwaltungsmäßig gehörte Maikammer dem bischöflichen Oberamt Kirrweiler an und teilte damit die Geschicke von St. Martin, Diedesfeld, Venningen, Großfschlingen und einigen anderen benachbarten Dörfern. Durch die Französische Revolution wurde auch diese jahrhundertealte Struktur beseitigt.
1619 - In Maikammer gibt es 163, in Alsterweiler 87 Häuser.
1621 - Das Dorf wird am 16. November von Truppen des Grafen Ernst Mansfeld geplündert. Dabei wird die Klausenmühle zerstört.
1630 - Mit dem Bau der Kirche wird begonnen.
1634 - Der Faut (= bischöflicher Beamter) von Kirrweiler berichtet im November nach Speyer, „es werde das Hochstift sowohl von französischen als schwedischem Kriegsvolk aufs äußerste ruiniert, denn im Amt Kirrweiler wurde nicht allein den Untertanen ihre Weine genommen und weggeführt, sondern hätten die französischen Soldateska gar Ihre Kurfürstlichen Gnaden angehörigen Weine genommen“.
1638 - Am 1. August wird nach Speyer berichtet, dass „zu Kirrweiler und Deidesheim Amts alles ausgeplündert. Die Weine auf die Erd laufen lassen und in Summe so gehauset, dass auch die armen Leuten kein Halmen Strohs mehr übrig blieb, wie sie dann auch die Keltern und was dazu gehörig samt Zübern und Fässern zerhauen und verbrannt.“
1640 - Der Maikammerer Pfarrer vermerkt im Taufbuch, warum in den Jahren 1630-1640 keine Taufeinträge vorhanden sind - es wurden in dieser Zeit kaum Kinder geboren. „Sicher war der Hunger so rasend, dass an einigen Orten [auch Maikammer?] kaum die eigene Nachkommenschaft geschont wurde. Nämlich dort, wo der Heißhunger das von Würmern wimmelnde Aas der Pferde usw. und die nach vielen Tagen ausgegrabenen Menschenleichen verzehrt hat, sodaß es nötig war, Wachen für die Kirchhöfe in Anwendung zu bringen.“
1648 - Maikammer zählt höchstens noch 200 Personen.
1656 - Die Gemeinde wählt den Hl. Rochus zum Patron gegen die Pest.
1666 - Im Zuge des so genannten Wildfangstreits plündern kurpfälzische Truppen nachweislich Kirrweiler und St. Martin; es ist kaum anzunehmen, dass Maikammer dabei verschont wurde.
1673 - Die Armee des französischen Generalmarschalls Turennes macht in den Ämtern Kirrweiler und Edesheim einen Schaden in Höhe von 75.718 Gulden.
1674 - Kirrweiler wird geplündert. Da die Bewohner der umliegenden Ortschaften ihre Habseligkeiten hinter die schützenden Mauern Kirrweilers gebracht hatten, dürften auch sie durch die Plünderung gelitten haben.
1685 - Der Bischof von Speyer kauft für 4.600 Gulden die Kredenburg.
1689 - Die Speyerer Franziskanerinnen fliehen nach Alsterweiler, wo sie ein Haus haben.
1691 u. 1696 - Starke Beschädigung der Weinberge durch durchziehende Truppen
1719 - Die Gemeinde, die eigentlich nur für Unterhaltung des Kirchturms verpflichtet war, lässt den Chor der Kirche sanieren, „des schlechten Aussehens der Kirche verdrußig“.
1735/36 - Während des Polnischen Erbfolgekriegs muss Maikammer 243 Malter Hafer und 22 Zentner Heu abliefern.
1753 - Im Zuge eines Streits zwischen der Kurpfalz und dem Hochstift Speyer werden die reichsten Winzer von Maikammer, St. Martin und Diedesfeld in Neustadt ins Gefängnis gesteckt.
1754 - Das Pflaster zu Alsterweiler wird für 90 Gulden gemacht, der Plattenweg für 70 Gulden.
1756 - Die Kirche wird abgerissen; nur der Chor von 1719 bleibt stehen.
1757 - Am 27. Oktober ist der Kirchturm fertig gestellt; Maikammer hat zu diesem Zeitpunkt 300 Haushalte und 1600 Seelen. Das alte Schulhaus am Lindenplatz wird als Gemeindehaus verwendet, weil das seitherige wegen der Erweiterung der Kirche aufgegeben werden musste.
1758 - Am 10. Mai wird die neue Kirche von Fürstbischof Franz Christoph von Hutten geweiht; der Kirchhof wird erweitert.
1758-1760 - Einquartierungen und Kriegsfrondienste für franz. Truppen während des Sieben-jährigen Kriegs
1763 - Im Januar werden franz. Dragoner in Maikammer einquartiert.
1767 - Ein Drittel der Gemeinde „liegt krank darnieder“. Fast täglich werden alte und junge Menschen begraben.
1770-1772 - Große Teuerung beim Brotpreis; auch die Ausfuhr von Kartoffeln wird behördlicherseits verboten.
1774 - Im Alsterweiler Tälchen werden Sandsteine zum Dombau in Speyer gebrochen.
1775 - Michael Geither (1769-1834), der spätere General, zieht mit seinen Eltern von Ubstadt nach Maikammer.
1781 - In Maikammer leben 1476 Einwohner.
Für die meisten Maikammerer bedeutete das Ausgreifen der Französischen Revolution auf das Gebiet des Hochstifts Speyer einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit. Wie die Stimmung unter der Bevölkerung war, kann heute jedoch kaum objektiv nachvollzogen werden. Zu tendenziös sind die Augenzeugenberichte von damals. Sicher scheint nur, dass beileibe nicht alle Bewohner auf Seiten der Revolutionäre standen.
Als eine Folge der Französischen Revolution und des Kriegsgeschehens wurde das linke Rheinufer 1798 Frankreich angeschlossen. Für die Maikammerer war damit die jahrhunderte alte Zeit der Kleinstaaterei mit all ihren negativen Begleiterscheinungen für die Wirtschaft vorbei. Im Departement Mont-Tonnere (Donnersberg) gelegen, gehörte die Gemeinde nun einem gro-ßen modernen Staat ohne Wirtschaftsschranken an. Allerdings mussten ihre Bewohner einen teuren Preis dafür zahlen. So mancher Maikammerer wurde zu den Fahnen gerufen und verlor im Heer Napoleons sein Leben.
1795 - Alsterweiler wird noch einmal durch deutsche Truppen geplündert (11.12.). Jakob Hartmann (1795-1873) wird am 4. Februar in Maikammer geboren.
1797 - Am 5. Dezember wird der gesamte Ort auf Befehl des Capitaines Close nach Emigranten durchsucht, aber ohne Erfolg.
1798 - Seit dem 20. Januar gehört Maikammer jetzt zum Departement Donnersberg, Arrondissement Speyer. Die Verwaltung der Gemeinde wird den Bürgern Jakob Denier, Lambert Flormann, Jakob Frantz und Friedrich Frankmann übertragen. In Alsterweiler, das durch die neue Verwaltung mehr Selbständigkeit erhalten hatte, wird ein Freiheitsbaum aufgestellt. Laut Befehl vom 28. Februar müssen alle Personen die dreifarbige Kokarde tragen. Am 19. Juli wird an die Stelle des christlichen Kalenders der republikanische gesetzt. Ein Teil der christlichen Feste wird abgesetzt. An Kreuzerhöhung (14. September) werden alle Kreuze, auch das auf dem Kirchhof, umgerissen, das Muttergottesbild über dem Portal der Kirche mit Brettern verhängt.
1800 - Jakob Denier wird Maikammers erster „Maire“; 1801 folgte ihm Jean Müller nach (bis 1813)
1801 - Maikammer hat 1524 Einwohner.
1802 - Die Kredenburg, die mittlerweile Nationalgut geworden ist, kommt in den Besitz der Gebrüder Lederle aus Hambach. Auch 60 Morgen Äcker und 24 Morgen der Dieterwiese gehen in Privatbesitz über.
1806 - Es gibt 315 Viehbesitzer mit 477 Kühen und 20 Rindern.
1807 - In Maikammer feiert man den Geburtstag Napoleons und den Frieden von Tilsit (9. Juli 1807) auf dem Marktplatz.
1808 - Franz Peter Schwarzwälder ersteigert die Kredenburg für 10.300 FF. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts wechselt die Burg mehrfach den Besitzer.
1811 - Maikammers Winzer blicken auf das beste Weinjahr des Jahrhunderts.
1814 - Im Mai und Juni werden viele Soldaten in Maikammer einquartiert; erst 1821 kann die Gemeinde die dabei entstandenen Schulden tilgen.
Als Folge der endgültigen Niederlage Napoleons gegen die europäischen Alliierten in der Schlacht bei Waterloo gelangte ein Teil des linken Rheinufers 1816 als „Rheinbaiern“ an das Königreich Bayern. In den ersten Jahrzehnten jenes bayerischen Kapitels der Maikammerer Geschichte mussten die Bewohner dabei so manche schwere Stunde überstehen. Immer wieder bedrohten schlechte Getreide- und Weinernten ihre Existenz, so dass sich viele Maikammerer zur Auswanderung nach Nordamerika entschlossen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich langsam eine Verbesserung der Lebensverhältnisse ab. Auch in Maikammer zog der Fortschritt ein. Als Beispiel sei hier nur der Ausbau der Wasserleitung genannt. Aber auch auf sozialem Gebiet tat sich einiges. Viele Jahrzehnte lang sollten die Niederbronner Schwestern Alten und Kranken unschätzbare Dienste erweisen. Einher ging eine Zunahme der gesellschaftlichen Aktivitäten. So mancher Verein, den es heute noch gibt, wurde in jener Zeit gegründet.
Der Erste Weltkrieg beendete diese Aufwärtsentwicklung. Nicht nur die Soldaten, die ihr Leben hatten retten können, auch die Daheimgebliebenen waren bei Kriegsende traumatisiert und blickten in eine äußerst unsichere Zukunft.
1816 - Im Dorf herrscht eine Hungersnot infolge der schlechten Ernte.
1820 - Das Schul- und Gemeindehaus wird gebaut.
1821 - Maikammer hat 2218 Einwohner. Peter Breitner aus Mingolsheim wird nicht als Bürger angenommen. Der Gemeinderat begründet dies wie folgt - „Die Gemeinde Maikammer und Alsterweiler hat zwanzig Leinenweber, und diese haben fast die meiste Zeit keine Arbeit“. Die Gemeinde kauft zum ersten Mal eine Feuerspritze; sie wird in der Pfarrscheune untergebracht (später - Jugendzentrum).
1822 - Außerhalb des Dorfes wird ein neuer Friedhof angelegt. Der alte Friedhof wird zwischen Kirche und Gemeinde geteilt. Der Rat beschließt Maßnahmen zur „Vertilgung der Feldmäuse“.
1823 - Teilung der 5. Haingeraide, eines großen, seit dem Mittelalter genossenschaftlich bewirtschafteten Waldgebietes. Maikammer erhält dadurch gut 855 Hektar Wald. Andreas Rößler aus Maikammer und Jakob Stöckel aus Alsterweiler werden zu „lebenslänglichen Feldhütern“ gewählt.
1824 - Der Gemeinderat beschließt, die Kalmit anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums von König Maximilian I. in „Maxhöhe“ umzubenennen und dort ein Denkmal aufzustellen. Zum ersten Mal werden Leichenträger angestellt; fünf für Maikammer und fünf für Alsterweiler.
1825 - Es gibt in diesem Jahr so viele Rebsticher, dass jeder Wingertbesitzer täglich von 12-15 Uhr jene Schädlinge ablesen muss. Die Gemeinde will für den nächsten Kurs eine Hebammenschülerin nach Würzburg in die Lehre schicken, „weil eine zweite Hebamme in einer so bedeutenden Gemeinde wie Maikammer und Alsterweiler höchst nothwendig ist.“
1829 - Eröffnung der Schule in Alsterweiler
1830 - Der Rat stimmt dem Gesuch von Pfarrer Weckesser zu, jährlich 100 Gulden für die Einrichtung einer Kaplanei zuzuschießen („weil die Anstellung eines Kaplans in Beziehung auf den Unterricht der Jugend und in religiösem Betracht äußerst günstig ist.“). Fünf Laternen, „welche in den Straßenvierteln angebracht werden sollen“, werden angeschafft.
1831 - Alsterweiler will von Maikammer getrennt werden.
1832 - Nach dem Hambacher Fest sind Gendarmen im Schulhaus einquartiert; die Lehrer werden verhört, ob sie dem Verein zur Unterstützung der freien Presse beigetreten seien. Erstmals wird in Maikammer ein Leichenbeschauer benannt, Barbier Franz Karl Röhrig.
1833 - Eine Auflage auf den Weinverkauf wird eingeführt, nämlich 30 Kreuzer pro verkauften 1080 Liter Wein.
1835 - Am 1. März wird zum ersten Mal ein Armenpflegschaftsrat gewählt. Bürgermeister Lederle erhält von der Gemeinde eine Entschädigung dafür, dass ihm von unbekannt Rebstöcke abgeschnitten worden sind. Geld soll für die Anschaffung einer neuen Glocke gesammelt werden.
1836 - Verlegung der Kirchweih von Sonntag Cantate (= Wochen nach Ostern) auf Exaudi (= Sonntag vor Pfingsten)
1837 - Die Straße nach Kirrweiler wird angelegt. Laut Budget für 1838 sollen wieder hölzerne Deicheln als Wasserleitung verbaut werden, weil „die Wasserleitungen mittelst Anlage von steinernen Deicheln den gehofften günstigen Erfolg nicht hatten“.
1838 - Überschwemmung am 28. Mai und 5. Juni durch das „wilde Wasser aus dem Alsterweiler Tal“. Der Weinstich wird dem Gemeinderat übertragen. Zwei Weinsticher sollen aus Maikammer, zwei aus Alsterweiler kommen.
1840 - Es gibt in Maikammer 301 Häuser, in Alsterweiler 104.
1842 - Der Gemeinderat lehnt am 28. August mit 16 - 5 Stimmen eine Trennung von Maikammer und Alsterweiler ab. Eine der Begründungen: In zehn Jahren würden sich beide Dörfer durch Neubauten berühren, so dass eine Wiedervereinigung nötig wäre.
1842-1845 - Anlegung der Straße nach Edenkoben.
1843 - Auch der neu gewählte Gemeinderat lehnt mehrheitlich eine Trennung beider Dörfer ab. Die in Maikammer wohnenden Juden bemühen sich vergeblich um die Erlaubnis, wieder eine Synagoge im Dorf bauen zu dürfen. Der Rat wendet sich gegen den Plan der Forstbehörde, die für die Streuwerknutzung vorgesehene Fläche des Gemeindewaldes weiter zu beschränken.
1844 - 590 Kühe und 69 Rinder im Ort.
1845 - König Ludwig I. kommt bei seinem Pfalzbesuch auch nach Maikammer. Die Kapelle in Alsterweiler wird am 1. Dezember geweiht. Gründung des „Sängerkranzes“.
1846 - Erste Erweiterung des Friedhofs.
1847 - Der Turnverein Maikammer-Alsterweiler wird gegründet; 14 Jahre später wird seine Neugründung erfolgen.
1848 - Auch in Maikammer bildet sich eine Landwehr. Maikammerer Schulstreit um Lehrer Ziegler.
1849 - Die Kirchweih wird auf unbestimmte Zeit vertagt, dann überhaupt nicht mehr abgehalten. Leutnant Willich nimmt an Pfingsten Quartier im Pfarrhaus und zwingt Pfarrer Weckesser, einen Eid auf die Verfassung zu schwören. Am 17. Juni rücken preußische Truppen von Diedesfeld kommend im Dorf ein und verjagen die Aufständischen.
1852 - Nach langjährigem Streit wird endgültig beschieden, dass sich die Gemeinde Maikammer an den Baukosten des Forsthauses Breitenstein beteiligen muss.
1854 - Große Armut im Dorf infolge dreier schlechter Herbste; viele Maikammerer verkaufen ihre Güter und wandern nach Amerika aus. Am 22. Juli besucht König Ludwig I. von der Villa aus die Alsterweiler Kapelle. Lehrer Müller vermerkt in seinem Tagebuch - „Gegenwärtig vermehrt sich nichts mehr als Bettelleut und Spatzen“.
1855 - Um Ostern herum endet die Auswanderungswelle.
1859 - Die Alsterweilerer Kapelle stürzt zusammen, wird aber umgehend wieder aufgebaut.
1861 - Im Januar ist so kalt wie seit 1829 nicht mehr. In den Kellern erfrieren Kartoffeln und Sauerkraut, im Freien Weinberge, Vögel und Rehe.
1862 - Seit diesem Jahr setzen die einzelnen Weinorte den Beginn der Weinlese selbst fest.
1868 - Bau des ersten gemauerten Turmes auf der Kalmit
1870 - Im Dorf herrschen die Pocken. In der Nähe des Bahnhofs wird eine Baracke mit 38 Betten zur Unterbringung kran-ker/verwundeter Soldaten errichtet. Sie wird aber nicht benutzt. Vier Soldaten aus Maikammer sterben im Deutsch-Französischen Krieg. Der Rat beschließt die Verlegung einer modernen Wasserleitung mit Eisenrohren. Es sollte aber noch viele Jahre dauern, bis alle Häuser angeschlossen waren.
1870/71 - In Maikammer grassieren die Blattern.
1871 - Vor dem „Ochsen“ werden die heimkehrenden Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges mit Wein und Würsten versorgt.
1872 - Die Sängerhalle des „Liederkranz“ wird eingeweiht.
1873 - Im September leiden viele Kinder unter Brechdurchfall und Ruhr. Neuorganisation der Feuerwehr durch die Feuerwehrordnung vom 25. Oktober.
1878 - Zum ersten Mal tritt neben dem Wurm die Peronospora als neue Plage auf; im Herbst sind keine Trauben und keine Blätter an den Stöcken.
1883 - Die Häuser werden neu nummeriert.
1884 - Im März ist es so warm, dass die Maikammerer eine Woche lang barfuss gehen können. Doch dann ändert sich das Wetter. Im April gibt es starken Schneefall. Die Gemeinde erwirbt eine Wiese auf den Dieterwiesen für die Anlegung der Schloßstraße. Die Einführung der Wasserleitung bis in die Wohnhäuser hinein wird ins Auge gefasst.
1885 - Die Massastraße wird angelegt.
1886 - Der Rat beschließt den Bau eines neuen Schulhauses; zweite Erweiterung des Friedhofs.
1887 - Der Weinhändler Nikolaus Platz II. vermacht testamentarisch 11.000 Mark für den Bau eines Armenhauses. Auf dem Marktplatz wird ein Springbrunnen errichtet.
1888 - Die Gemeindebrückenwaage hinter dem Springbrunnen auf dem Marktplatz wird aufgestellt.
1889 - Die ersten drei Niederbronner Schwestern ziehen in das von Bürgermeister Sebastian Platz und seiner Schwester gestiftete Haus in der Hartmannstraße. Im gleichen Jahr wird der Elisabethenverein Maikammer-Alsterweiler gegründet. Sein Ziel ist es, das Wirken der Schwestern finanziell abzusichern.
1890 - Zur Erteilung des protestantischen Schulunterrichts stellt die Gemeinde einen Schulsaal zur Verfügung.
1890 - Im Schwesternhaus wird eine „Kleinkinderschule“ eingerichtet.
1891 - Man beschließt, ein neues Spritzenhaus zu bauen. Am 12. März wird der 70. Geburtstag von Prinzregent Luitpold begangen. Auf dem Festplatz im Tälchen, der den Namen „Luitpoldshain“ erhält, wird eine Luitpoldslinde gesetzt. Es wird beschlossen, einen Wochenmarkt einzuführen. Gründung eines Arbeiter-Gesangvereins (ab 1932 - Männergesangverein)
1892 - Vom 17.-19. August herrscht die „größte Hitze des Jahrhunderts“. Eine Bürgerversammlung genehmigt den Vorschlag des Gemeinderates zur Herstellung von zwei Straßen zum Bahnhof. Der Versuch Maikammers, zur Stadt erhoben zu werden, scheitert. Die Viehgasse wird in Weidenweg umbenannt. Ein protestantischer Kirchenbauverein wird gegründet.
1893 - Gründung des Maikammerer Spar- und Darlehenskassen-Vereins.
1894 - Die nördliche Bahnhofstraße wird in Bahnhofstraße, die südliche Bahnhofstraße in Marktstraße und die Judengasse in Schulstraße umbenannt. Die Häuser werden wieder neu nummeriert.
1895 - Maikammer erhält eine Filialapotheke.
1896/97 - Das in der Maikammerer Pfarrkirche aufgestellte Altarbild wird in München restauriert.
1897 - Erster protestantische Gottesdienst in Maikammer; er wird im Gemeindehaus abgehandelt.
1899 - Einrichtung einer eigenständigen Gemeindeeinnehmerei.
1900 - Am 22. Juli wird das Hartmanndenkmal eingeweiht. Im Dorf leben 3043 Katholiken, 289 Protestanten, 25 Juden und 14 Altkatholiken. Der spätere Stummfilmstar Holmes Zimmermann wird in Maikammer geboren.
1901 - Bau der Totenkopfhütte.
1903 - Der Gewerbeverein wird gegründet (1933 aufgelöst). Gründung eines Ortsvereins des Roten Kreuzes.
1904 - Bürgermeister Frantz und Adjunkt Bachtler werden zu Ehrenbürgern ernannt. Gründung der Ortsgruppe Maikammer des Pfälzerwald-Vereins.
1905 - Im August vernichtet ein furchtbarer Hagelschlag einen großen Teil der Reben. „Die Ortsstraßen glichen reißenden Flüssen, die unbarmherzig das Zerstörungswerk fortsetzten“ (aus - „Die Gegenwart“ vom 11.8.1905).
1906 - Der Bau des Fasselstalls in der Neugasse wird vergeben. Gründung des Katholischen Arbeitervereins.
1907 - Die Maikammerer Gemarkung setzt sich aus 505 ha Wingert, 4 ha Äcker und 13 ha Wiesen zusammen; dazu kommen in auswärtigen Gemarkungen 204 ha Äcker und 200 ha Wingert. Einweihung der Pfälzerwaldhütte auf der Großen Kalmit.
1908 - Maikammer wird von der Steuereinnehmerei Edenkoben getrennt und bildet zusammen mit Kirrweiler und Diedesfeld die Steuereinnehmerei Maikammer. Gründung des Katholischen Jugendvereins Maikammer-Alsterweiler.
1909 - Verbreiterung des Backofenweges für den Bau der prot. Kirche. Gründung einer Zweigniederlassung der Volksbank Edenkoben in Maikammer.
1910 - Erstmals werden die Maikammerer Häuser straßenweise nummeriert. Die Sandgasse wird in Friedhofstraße umbenannt; die Verbindungsstraße zwischen Weihergasse und Neugasse wird Querstraße genannt; die Namen Herrengasse und Ha-bergasse fallen weg.
1911 - Gründung der Alsterweiler Winzergenossenschaft. Der Marienverein wird gegründet; später wird er in eine Marianische Kongregation umgewandelt. Errichtung einer Apotheke; sie war schon 1892 und 1893 beantragt worden. Erwerb des Anwesens von Altbürgermeister Frantz – der heutige Frantzplatz – zum Vorzugspreis von 12.000 Mark.
1914 - Die Winzergenossenschaft Maikammer wird gegründet. Einweihung der protestantischen Kirche am 3. Mai. Schutzmann Martin Weißler macht am 1. August mit der Ortsschelle die Mobilmachung bekannt.
1914/18 - Im 1. Weltkrieg werden 800 Maikammerer eingezogen, von denen 103 nicht mehr nach Hause kommen und fünf nachträglich an den Folgen des Krieges sterben.
1918 - Am 2. Dezember rücken die ersten französischen Besatzungstruppen im Dorf ein. Nachdem die Einnehmerei immer in Mietsräumen untergebracht war, erwirbt die Gemeinde für sie das Haus Bahnhofstraße 46.
Die politische und wirtschaftliche Instabilität, wie sie über weite Strecken die Weimarer Republik (1919-1933) kennzeichnete, schlug sich auch im Maikammerer Ortsgeschehen nieder. Die Chronik liefert dafür zwei Beispiele: Die gewalttätige Aktion der Separatisten im Jahr 1923 und der Konkurs der Emailfabrik Ulrich sechs Jahre später.
Dass der Bau der Kalmitstraße ursächlich mit dem Zusammenbruch dieser Firma zusammenhing, zählt zu den vielen Besonderheiten, die die Maikammerer Geschichte aufweist.
So lange noch demokratische Verhältnisse herrschten, gab in der Ortspolitik die Bayerische Volkspartei den Ton an. 1929 erhielt sie zehn der 20 Gemeinderatssitze. Gegen das Aufkommen der Nationalsozialisten waren freilich auch sie machtlos.
1919 - Die Witwe des August Bob verkauft die Kredenburg an Jean Baumann.
1920 - Gründung der Winzergenossenschaft „Winzerverein Kalmit“. Errichtung einer Gendarmeriestation. Der Fußballclub 1920-FCM wird gegründet.
1921 - Das Weinjahr 1921 ist eines der besten seit Menschen Gedenken.
1922 - Im Mai werden die neuen Glocken der kath. Pfarrkirche feierlich aufgehängt.
1923 - Im November zwingen Separatisten den Gemeinderat mit Waffengewalt zur Abgabe einer Erklärung zu Gunsten der Rheinischen Republik. Vier junge Leute, die später Wache auf dem Gemeindehaus halten, werden von französischen Gendarmen verhaftet und in Landau ins Gefängnis gesteckt. Das protestantische Vikariat wird in eine Pfarrei umgewandelt; erster protestantischer Pfarrer ist Georg Friedrich Bittlinger (ab 1.9.1924). Dem Antrag des Fußballclubs FCM 1920 wird stattgegeben und der Bau eines Sportplatzes im Alsterweiler Tälchen beschlossen. Es sollen dabei in erster Linie Erwerbslose Arbeit finden. Die Gemeinde lässt eigenes Notgeld anfertigen. Einrichtung der Quäkerspeisung der Schulkinder.
1924 - Gründung des „Radfahrervereins Kalmit“ (ab 1960 ruht die Vereinstätigkeit).
1926 - Gründung des Katholischen Frauenbundes Maikammer-Alsterweiler.
1927 - Inbetriebnahme der Wetterwarte auf der Kalmit.
1928 - Der Kalmitturm stürzt am 29. März ein. Oberlehrer Johannes Leonhardt stellt sein Buch „Geschichte von Maikammer-Alsterweiler“ vor.
1929 - Die Emaillefabrik Ullrich schließt; 400 Männer werden arbeitslos. Errichtung des jetzigen Kalmitturms. Bau eines Leichenhauses auf der nordwestlichen Ecke des Friedhofes. Eröffnungsspiel der Fußballer auf dem neuen Sportplatz. Eine Batteriespritze explodiert und tötet den Winzer Konrad Cuidon aus der Neugasse. In der Folgezeit mussten die Batteriespritzen jedes Jahr amtlich kontrolliert werden. Bei der Gemeinderatswahl erhalten die Bayerische Volkspartei 10, die Deutsche Volkspartei vier sowie die SPD und die Winzerliste je drei Sitze.
1930 - Gründung des Verkehrsvereins. Anlässlich der Räumung des linken Rheinufers durch die Franzosen wird auf dem kleinen Frantzplatz eine Linde gepflanzt.
1931 - Die Schornsteine der ehemaligen Fabrik Ullrich werden gesprengt. Baubeginn der Kalmitstraße.
1932 - Bau des Postamtes in der Bahnhofstraße.
Es gibt heute nicht mehr viele Bürger, die sich noch bewusst an die Zeit zwischen 1933 und 1945 erinnern können. Sie waren damals Kinder und Jugendliche. An die Durchdringung des öffentlichen Lebens durch die totalitäre Ideologie des Nationalsozialismus, an die Enteignung jüdischer Mitbürger, an den Ausbruch des fürchterlichen Krieges und seine Folgen, aber auch an erfreuliche Momente im dörflichen Leben – das alles ist auch für sie längst vergangene Geschichte. Umso wichtiger ist es, sich diese Zeit ins Gedächtnis rufen. Eine gründliche Erforschung dieses Kapitels der Maikammerer Geschichte steht freilich noch aus.
1933 - Auf Druck der NSDAP müssen die sozialdemokratischen Gemeinderäte aus dem Gemeinderat ausscheiden. Eröffnung des „Elisabethenheims“ als Altersheim in einem Gebäude der ehemaligen Firma „Emaillier- und Stanzwerke“ in der Hartmannstraße. Ein Spielmannszug im Turnverein 1847 Maikammer-Alsterweiler wird gegründet.
1935 - Abriss- und Räumungsarbeiten für die Kirchenerweiterung.
1936 - Mit der Konsekration des Hauptaltars und der beiden Nebenaltäre durch Bischof Ludwig Sebastian am 13. Juli ist die Kirchenerweiterung abgeschlossen. Einweihung der 10,5 km langen Totenkopfstraße, die den Wald der vier im Forstzweckverband zusammengeschlossenen Gemeinden durchzieht.
1937 - Einweihung der Kalmitstraße am 6. Juni 1937. Die Gemeinde übernimmt Turnhalle und Sportplatz. Umwandlung der bisherigen katholischen Bekenntnisschule in eine sogenannte christliche Gemeinschaftsschule.
1939/45 - Im Verlauf des 2. Weltkrieges sterben 239 Männer aus Maikammer.
1944 - Maikammerer Frauen geloben zu Ehren der Mutter Gottes eine jährliche Wallfahrt der Pfarrei und den Bau einer Kapelle auf dem Wetterkreuzberg, verbunden mit der Bitte um Schutz und Bewahrung „vor den Gefahren und Schrecken des Krieges“.
1945 - Durch einen Fliegerangriff werden am 18. März Gebäude im Ortszentrum zerstört.
Am 22. März nehmen amerikanische Truppen Maikammer ein. Ein vorläufiger Gemeinderat und Bürgermeister Dr. Wolf wird am 15. April von der franz. Besatzung eingesetzt.
Am 1. Oktober Wiederaufnahme des Unterrichts in den Schulen Maikammer und Alsterweiler, die jetzt wieder katholische Bekenntnisschulen sind.
Auch in Maikammer erwachte das gesellschaftliche Leben nach der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus und der „Stunde Null“ allmählich aus seinem bleiernen Schlaf. Im wahrsten Sinne des Wortes „in Frieden“ konnten die Menschen nun wieder ihrer Arbeit nachgehen; es fand wieder ein geregelter Schulunterricht statt; Vereine und Parteien gründeten sich neu. Das alles geschah freilich unter den wachsamen Augen der französischen Besatzungsmacht.
Doch die Kriegsfolgen waren noch lange im Ort zu spüren. Was Gebäudeschäden anbelangt, war Maikammer zwar glimpflich davongekommen. Gelitten an Körper und Seele hatten jedoch seine Bewohner. So mancher Kriegsheimkehrer war traumatisiert und sollte bis zum Lebensende unter seinen erlittenen Verwundungen leiden. Nicht wenige Maikammerinnen hatten den Sohn, den Vater oder den Ehemann im Krieg verloren und waren auf ihre Weise zu Leidtragende des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte geworden.
1946 - Bürgermeister Alfred Wagner wird von der Besatzung inhaftiert, weil er sich besonders für die Belange der Bürger eingesetzt hat. Am 20. März findet in der „Krone“ die Gründungsversammlung der Maikammerer CDU statt. Auch der Ortsverein Maikammer der SPD wird in diesem Jahr (wieder-) gegründet. Maikammerer Sportbegeisterte entschließen sich, die beiden ehemaligen Vereine FCM 1920 und Turnverein 1847 Maikammer unter dem neutralen Namen „Sportverein Maikammer“ wieder aufleben zu lassen.
1947 - Auch in Maikammer herrscht besonders bei den nicht in der Landwirtschaft Tätigen der Hunger. In Maikammer wird ein Weinbauverein gegründet.
1948 - Altbürgermeister Dr. Wolf wird zum Ehrenbürger ernannt. Durch eine Granatenexplosion am Ortsausgang kommen zwei zehnjährige Jungen ums Leben.
1949 - Prälat Franz Eichenlaub, seit 1923 Pfarrer in Maikammer, wird Ehrenbürger. Er stirbt noch im gleichen Jahr. Übernahme des Dreschplatzes vom Dreschverein.
1950 - 82 ha Wald werden von der franz. Besatzung an der Totenkopfstraße kahl gehauen; zur Aufforstung werden der Gemeinde 15.000 ERP-Gelder zugewiesen. Der Antrag der Gemeinde an das rheinland-pfälzische Innenministerium, dass die amtliche Bezeichnung wieder Maikammer-Alsterweiler lauten soll, wird abgelehnt. Am 15. September wird der 4.000. Bürger geboren. Es ist das Kind des kriegsblinden Willi Frankmann.
1951 - Verkauf des ehemaligen Lehrerhauses an der Schule an die katholische Kultusgemeinde (später Jugendheim). Einrichtung einer zunächst einklassigen protestantischen Volksschule.
1952 - Trotz massiver Einsprüche der Gemeinde wird das ehemalige Anwesen Steigelmann von Maikammer entschädigungslos an Edenkoben abgetreten. Geheimrat Franz Allmaras wird Ehrenbürger. Erstmals bei der Gemeinderatswahl tritt eine Freie Wählergruppe an, die Wählerliste Ziegler.
1953 - Freigabe der Kalmit durch die britische Luftwaffe. Gründung des Automobil-Clubs Maikammer. Die Mariä-Schutz-Kapelle auf dem Wetterkreuzberg wird durch Bischof Isidor Markus Emanuel geweiht. Auflösung der selbständigen Volksschule in Alsterweiler.
1954 - Ein Friedhofsplan, der später für viel Unzufriedenheit sorgen soll, wird beschlossen. Die Anlage eines Segelflugplatzes auf dem Breitenberg wird im Rat diskutiert.
1954 - Die Turnabteilung mit dem Spielmannszug trennt sich vom Turn- und Sportverein Maikammer und gründet wieder den Turnverein 1847.
1955 - Alfred Breiling wird von der Gemeinde ein Fels aus dem Kalmitberg als Grabstein gestiftet. Durch sein unerschrockenes Eintreten hatte er verhindert, dass in den letzen Kriegstagen noch Männer und Jugendliche aus Maikammer zum Fronteinsatz kamen.
1956 - Vergabe der Kanalarbeiten in der Wiesenstraße, Brunnenstraße und Turmstraße. Damit sind fast alle Gemeindestraßen kanalisiert.
1957 - Schulerweiterungsbau nördlich des großen Schulhauses. Beginn des Ausbaues der Totenkopfstraße.
1959 - Der Funkturm auf der Kalmit wird errichtet. Die Gemeinden Maikammer und Kirrweiler bauen gemeinsam eine Kläranlage. Errichtung eines Gedenksteines für Geheimrat Allmaras. Aufgrund der großen Hitze herrscht Wasserknappheit im Ort; per Ortpolizeibeschluss muss das Wasser rationiert werden. Gründung der Oberhaardter Winzergenossenschaft (1966 mit der Gebietsgenossenschaft „Rietburg“ vereinigt).
1960 - Das alte „Kriegerdenkmal“ von 1939 wird beseitigt. An seine Stelle tritt die neue Gedächtnisstätte mit der Bronzeplastik der Apokalyptischen Reiter. Verschiedene Wünschelrutengänger werden beauftragt, Wasser zu suchen; Probebohrungen im Rans westlich der Bahn sind erfolgreich. Bau der Friedhofshalle. Damit endet die bisherige Praxis der Beerdigungen vom Sterbehaus aus.
1961 - Der ehemalige Sportplatz im Tälchen wird an den Schützenverein verpachtet. Gründung des Zweckverbandes zur Abwasserbeseitigung der Gemeinden Maikammer und Kirrweiler (später auch St. Martin). Der Schützenverein wird gegründet. Aufhebung der Fasselhaltung.
1962 - Umbau des Fasselstalls in fünf Wohnungen. Ein Tanklöschfahrzeug für die Feuerwehr wird angeschafft.
1963 - Man genehmigt die ESSO-Tankstelle. Der Bahnhof Maikammer-Alsterweiler wird für den Güterverkehr geschlossen.
1964 - Eine amerikanische Pioniereinheit hilft beim Ausbau der Auffahrt zum Kalmitgipfel.
1965 - Übernahme der Bewirtschaftung der Totenkopfhütte durch den Pfälzerwaldverein Maikammer.
1966 - Unter anderem, um das Gebiet westlich des Siegerkellers für Baugelände nutzbar zu machen, wird der Kropsbach verrohrt. Der Bebauungsplan Eizum beschlossen.
Die Kläranlage „Kalmitgruppe“ wird in Dienst gestellt. Kaplan Benzing ruft das Zeltlager Pfalz ins Leben.
1968 - Am südlichen Ende des Frantzplatzes wird eine moderne Brückenwaage erstellt. Die Kirchenverwaltung beschließt, das gotische Altartriptychon aus der Pfarrkirche in die Kapelle in Alsterweiler zu überstellen.
1969 - Erster Entwurf zur Bildung einer Verbandsgemeinde. Der Kinderchor „Kalmitspatzen“ wird gegründet.
1970 - Der Landtag von Rheinland-Pfalz erklärt die „christliche Gemeinschaftsschule“ zur Regelschule. Demgemäß werden die beiden Maikammerer Konfessionsschulen zum Schuljahr 1970/71 in eine Simultanschule umgewandelt.
1971 - Mit der Inbetriebnahme des Katholischen Kindergartens am Silvanerweg endet die Trägerschaft des Elisabethenvereins für den Kindergarten.
Zweifellos markiert die Bildung der Verbandsgemeinde Maikammer eine wichtige Zäsur in der neueren Geschichte des Ortes. Zusammen mit Kirrweiler und St. Martin eröffneten sich der Gemeinde Entfaltungsmöglichkeiten, wie sie so in den Jahren davor nicht gegebenen hatte. Besonders im Bereich der Infrastruktur waren die Fortschritte, die Maikammer ab 1972 verzeichnete, enorm.
Große Erfolge konnten auch auf dem Gebiet des Weinbaus und des Tourismus gefeiert werden. In den letzten Jahren hat sich das Augenmerk der politisch Verantwortlich verstärkt auf den Bereich der Daseinsvorsorge gerichtet. Maikammer ist deshalb heute eine Gemeinde, in der es sich gut leben lässt. Früheren Generationen würden die heutigen Zustände im Ort wahrhaft paradiesisch anmuten.
1972 - Als Verwaltungsbau für die Verbandsgemeinde wird eine große Holzbaracke von der Gemeinde aufgestellt. Am 31. August - Übergang der Gemeinde Maikammer an die Verbandsgemeinde. Die Gemeinde übernimmt die Patenschaft für das U-Boot „U-13“, Standort Eckernförde. „Liederkranz“ und „Männergesangverein“ schließen sich zur „Sängervereinigung 1845/91“ zusammen. Einweihung des Schwimmbads.
1973 - Am 3. September wird für den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Bürgermeister Johann Damm Rudolf Müller ernannt.
1974 - Johann Damm wird zum Ehrenbürger gewählt. Die hässlichen Baracken in der Schloßstrasse werden abgerissen; auf dem Gelände baut das Diözesansiedlungswerk Wohnungen. Dieter Ziegler wird zum Ortsbürgermeister gewählt.
1975 - Anlegung eines kleinen Weihers im Alsterweiler Tälchen. Der Gemeinderat erteilt seine Zustimmung zum Bau eines Altenwohnheimes am Frantzplatz durch das Siedlungswerk der Diözese Speyer. Gründung der Ökumenischen Sozialstation Neustadt, der auch der Maikammerer Elisabethenverein beitritt.
1976 - Das Maifest soll zum ersten Mal in der Mitte des Dorfes in 12 Winzerhöfen stattfinden. Ein Teil des ehemaligen Kindergartens in der Hartmanstraße 45 wird zur Außenstelle der Ökumenischen Sozialstation umgebaut. Der Erweiterungsbau der Grund- und Hauptschule im ehemaligen Kinogebäude wird bezogen.
1977 - Abriss des Gemeindehauses und der Industriehallen am Friedhof für Parkplätze. Maikammer gewinnt im Wettbewerb “Deutsche Weinstraße 1977” den ersten Platz.
1979 - Der Neubau des Verkehrsamts wird seiner Bestimmung übergeben.
1981 - Die Bebauungspläne Eulbusch und Obermühle werden beschlossen. Durch eine Gasexplosion wird die Pfälzerwaldhütte auf der Kalmit zu einem großen Teil zerstört.
1982 - Auflösung des Elisabethenheims.
1983 - Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses.
1984 - Einweihung der BG-Chemie. Der historische Wingert in Alsterweiler wird angelegt.
1986 - Die neue Sportplatzanlage wird fertiggestellt.
1990 - Einweihung des renovierten Bürgerhauses.
1994 - Karl Schäfer wird zum Ortsbürgermeister gewählt.
2000 – Zusammen mit den zwei anderen Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde nimmt Maikammer an der Weltausstellung in Hannover (EXPO 2000) teil.
2002 – Ökonomierat Dieter Ziegler wird zum Ehrenbürger ernannt.
2006 – Das Weingut August Ziegler erreicht Platz fünf der „hundert besten Betriebe“ in Deutschland.
2009 – Freigabe der Maikammerer Südumgehung für den Verkehr.
2010 – Maikammers „Gute Stube“ im Bürgerhaus wird nach fast zweijähriger Restaurierung eingeweiht. Auch Maikammers Bürgerinnen und Bürger protestieren mit großer Mehrheit gegen die von der rheinland-pfälzischen Regierung geplante Zwangsfusion der Verbandsgemeinden Edenkoben und Maikammer. Auch in den drei folgenden Jahren hält der Protest an.
2012 – Das Projekt „Lebensräume für Jung und Alt“ an der Alten Steinmühle wird realisiert.
2014 – Maikammer feiert Jubiläum. 750 Jahre ist es her, dass die Gemeinde erstmals urkundlich erwähnt wird. Das ganze Jahr steht im Zeichen dieses Jubiläums, zahlreiche Veranstaltungen heben die Dorfgeschichte und die historischen Persönlichkeiten hervor. Bereits am Silvesterabend 2013 wird mit "Pauken und Trompeten" und dem Barockensembel der Hochschule für Musik das Jubiläumsjahr eingeläutet.
Ein ganz besonderer Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist mit Sicherheit die "Historische Parade" mit den berühmten Maikammerer Persönlichkeiten und vielen Szenen aus der langen Geschichte des Ortes.
2015 – Ein Tag der Geschichte schreiben wird: Am 8. Juni 2015 gab der rheinland-pfälzische Verfassungsgerichtshof (VGH) sein Urteil bekannt, wonach „das Landesgesetz über die Eingliederung der Verbandsgemeinde Maikammer in die Verbandsgemeinde Edenkoben mit Artikel 49 Abs. 1 bis 3 der Verfassung für Rheinland-Pfalz unvereinbar und daher nichtig ist.“ Die Fusion beider Verbandsgemeinden war damit Geschichte. Der Gerichtshof hat die administrative und die finanzielle Leistungsfähigkeit unserer Verbandsgemeinde ausdrücklich bestätigt. Mit diesem Urteil wurde der überzeugende Wille unserer Bürger, welche diese bei der qualifizierten Bürgerbefragung mit 95 % Zustimmung eindrucksvoll bekundet haben, nachträglich vom höchsten rheinland-pfälzischen Gericht bestätigt. Unserer Verbandsgemeinde Maikammer wurde eine hervorgehobene Stellung im Land Rheinland-Pfalz attestiert. Natürlich hat sich die Nachricht aus Koblenz wie ein Lauffeuer bei uns verbreitet. Spontan trafen sich gut 300 Bürgerinnen und Bürger abends auf dem Marktplatz, um das Urteil zu feiern.
2016 – Im November wird bekannt, dass die Gemeinde Maikammer in das internationale cittaslow-Netzwerk, die Gemeindschaft der liebens- und lebenswerter Städte und Gemeinden aufgenommen wird.
2017 – Kalmitbad wird nach Sanierung wieder eröffnet. Am Montag, den 26. Juni wird bei strahlendem Wetter das Kalmitbad offiziell nach der Komplettsanierung eingeweiht. Neben den vielen Ehrengästen waren rund 200 Bürgerinnen und Bürger gekommen, um gemeinsam mit den Badegästen das Bad zu besichtigen. An der Sanierung und Erweiterung des Kalmitbades hat sich die Ortsgemeinde mit einem Sonderbeitrag in Höhe von 105.000 Euro beteiligt. Für die Verbandsgemeinde war das Bad ein noch größerer Kraftakt. Das Geld ist jedoch gut angelegt, denn schließlich ist mit dem Bad ein tolles Projekt gelungen, an dem alle noch viel Freude haben werden.
2018 – Der Vertrag für die Erschließung des Neubaugebiet Eulbusch III wird unterzeichnet. Das Baugebiet umfasst 4,2 Hektar. Die Ortsgemeinde trägt somit der hohen Nachfrage nach Wohnbauland vonseiten der ansässigen Bevölkerung Rechnung und ermöglicht den Zuzug von Familien von außerhalb.
Außerdem wird der Jugendtreff im alten Schulhaus in Alsterweiler 20 Jahre alt und die neu ausgebaute untere Friedhofstraße wird für den Verkehr freigegeben.
2019 – Im März 2019 verstirbt Dieter Ziegler, Ehrenbürger, langjähriger Ortsbürgermeister und ehemaliger rheinland-pfälzischer Landwirtschaftsminister im Alter von 81 Jahren.
Der Kommunale Kindergarten Abenteuerland feiert sein 25-jähriges Bestehen.
Der neugewählte Ortsgemeinderat nimmt unter dem wiedergewählten Ortsbürgermeister, Karl Schäfer, seine Arbeit auf.
2020 – Die Ortsmitte von Maikammer wird umfassend saniert, um die Aufenthaltsqualität zu stärken. So werden die obere Marktstraße und der Marktplatz ausgebaut.
Die Sängervereinigung Maikammer feiert ihr 175-jähriges und der TuS Maikammer sein 100-jähriges Vereinsjubiläum.
2021 – Der Umbau des Hauses „Marktstraße 5“ startet. Nach der Fertigstellung soll dort das neue Büro für Tourismus seinen Platz finden.
Die katholische Kita Regenbogen feiert ihren 50. Geburtstag.
Die Arbeiten für die Neugestaltung und den barrierefreien Ausbau des Friedhofs beginnen.
2022 – Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit wird der neu gestaltete Marktplatz mit dem Cittàslow-Brunnen offiziell übergeben.
Rechtzeitig zum 50. Geburtstag des Freibades wurde der 2. Bauabschnitt der Generalsanierung abgeschlossen.
2023 – Der barrierefrei gestaltete Friedhof wird übergeben und gesegnet.
Das Gesundheitszentrum am „Oberen Schnetzweg“ ist fertiggestellt und wird von den Ärzten und weiteren Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich bezogen.
Auf der Kalmit wird ein Weinberg, bestehend aus 50 Rebstöcken, in 661 Meter Höhe erneut angelegt. Er ist damit der höchst gelegene Weinberg in Rheinland-Pfalz.