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Was ist los in Maikammer?
Auf unserer Webseite finden Sie alle relevanten Informationen über Maikammer. Sämtliche Daten und Fakten unserer schönen Ortsgemeinde; Sie erfahren alles über Wein, Kultur und Erleben, können direkt Zimmer buchen, ihr Lieblingslokal oder den Winzer ihres Geschmacks finden. Auch wichtige Informationen aus dem Rathaus oder über die öffentlichen Einrichtungen erhalten Sie hier.
Und um noch vielseitiger informieren zu können, berichten wir in diesem Blog von Zeit zu Zeit über besondere Highlights, Aktionen oder Events. Als Video- oder Audiobeitrag oder als kompakte Text-Bild-Information damit Sie immer wissen, was in Maikammer los ist.
Grenzenlose Zusammenarbeit
Das erste lokale Cittaslow-Netzwerk Deutschlands stärkt künftig
die „Nachhaltigkeitsregion Deutsche Weinstraße"
Ein Impuls aus Italien sorgt dafür, dass Deidesheim, Neustadt an der Weinstraße und Maikammer ihre intensiven, aber losen Kooperationen der vergangenen Jahre künftig in einer Struktur bündeln und weiterentwickeln: Sie schließen sich im ersten Cittaslow-Netzwerk Deutschlands zusammen. Das Motto dafür lautet „grenzenlose Zusammenarbeit“. Und dies gleich aus mehreren Gründen. Zum einen steht Cittaslow, die internationale Vereinigung der lebenswerten Städte, selbst für vielfältige Kontakte weltweit über Grenzen hinweg. Zum anderen geht es um unterschiedliche Bereiche wie Kultur, Tourismus, Wirtschaft, Umwelt oder sozialen Zusammenhalt. Und nicht zuletzt spielen, losgelöst von Strukturen in der Pfalz, Synergien und gemeinsame Akzente eine wichtige Rolle.
Eine Idee mit Leben füllen und weiterentwickeln
„Die Pfalz ist stark und wir sind alle stolz auf unsere Heimat. Dabei ist aber klar, dass man mit dem Blick auf den eigenen Kirchturm in der globalen Welt nicht erfolgreich sein kann“, betont der Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr. Als Präsident von Cittaslow Deutschland und Vize-Präsident von Cittaslow international freut er sich darauf, das erste Netzwerk in Deutschland „mit Leben zu füllen und weiterzuentwickeln“. Es geht ihm darum – zusammen mit seinen Kollegen, dem Maikammerer Bürgermeister Karl Schäfer und dem Neustadter Oberbürgermeister Marc Weigel – seit über einem Jahrzehnt gewachsene Beziehungen zu vertiefen und auszubauen. „So bildet sich eine Klammer an der Weinstraße, die hilft, den Cittaslow-Gedanken in die Fläche zu verbreiten“, erklärt Dörr.
Pfälzer Projekt als Vorbild für andere Länder
Mit Deidesheim und Maikammer liegen die zwei rheinland-pfälzischen Cittaslow-Gemeinden in unmittelbarer Nähe zueinander. Die Stadt Neustadt mit ihren Weindörfern, geographisch dazwischen positioniert, kooperiert touristisch seit Jahren mit den Nachbarn. Als Citta-slow-Stadt mit Unterstützerstatus bringt sie nun viele Auslandskontakte, unter anderem in die Slow-Region Roero im Piemont (Italien) oder in die Niederlande, ins Netzwerk ein. Als Sitz der Vereinigung Culinary Heritage (Kulturelles Erbe Pfalz) und mit guten Kontakten zum Slowfood Convivium Pfalz ist Neustadt zudem stark in Sachen Nachhaltigkeit und Regionalität engagiert. Die Netzwerk-Idee ist dem ehemaligen Cittaslow-Weltpräsident Stefano Pisani und Generalsekretär Pier Giorgio Oliveti bei einem Besuch 2019 in Deidesheim vorgestellt worden. Sie sprachen sich für die Umsetzung aus. Das Projekt könne ein Vorbild für andere Länder werden. Das Pfälzer Trio verfolgt nun gemeinsam die vielfältigen Ansätze, den Menschen in den Mittelpunkt von Stadtentwicklung und Lebensraum-Gestaltung zu stellen.
Kooperation will neue Impluse geben
Für die interkommunale Zusammenarbeit gibt es bereits eine Reihe von konkreten Projekten: So wird an einem Konzept zur kulturellen Zusammenarbeit gearbeitet. Aspekte sind abgestimmte Kulturprogramme, die gemeinsame Vermarktung von Kulturstätten oder einheitliche Qualitätsrichtlinien für Großveranstaltungen wie Weinfeste. Es geht unter anderem um alternative gemeinsame Mobilitätskonzepte, die Wasserversorgung oder den Betrieb der Freibäder für Bewohner und Gäste sowie Gesundheitsvorsorge. Weitere Themen sind die stärkere Nutzung und Vermarktung regionaler Produkte oder Kooperationen von Gastronomie und Weinbaubetrieben. Erklärtes Ziel der drei Netzwerk-Partner ist es dabei, neue Impulse zu geben und dadurch die Nachhaltigkeitsregion Deutsche Weinstraße sowie die Pfalz insgesamt weiter zu stärken.
Beitrag Cittaslow-Netzwerk/VielPfalz-Ausgabe 1/2022 und Flyer
Interview VielPfalz-Ausgabe 1/2022 und Flyer
„NACHHALTIGKEIT IST ZUKUNFT“
Der Präsident von Cittaslow Deutschland, Manfred Dörr, betrachtet Herausforderungen auch als Chancen
Warum ist das erste deutsche Cittaslow-Netzwerk in der Pfalz entstanden?
Manfed Dörr: Einen intensiven Austausch zwischen Neustadt, Maikammer und Deidesheim gibt es bereits seit über einem Jahrzehnt. Das Cittaslow-Netzwerk ist deshalb die konsequente Fortsetzung kommunaler Zusammenarbeit. Der Cittaslow-Gedanke nur als Label bringt nichts. Es geht darum, das Leitbild zu verinnerlichen und in die Fläche zu verbreiten, dabei auch die Betriebe und Menschen mitzunehmen. Das Netzwerk bildet damit einen Schwerpunkt in der Nachhaltigkeitsregion Deutsche Weinstraße.
Welche Rolle spielt dabei das Thema Nachhaltigkeit?
Es geht um eine ökonomische, ökologische und soziale Balance, die kontinuierlich neu austariert werden muss. Dies ist langfristig der einzige Weg, der eine ebenso große Herausforderung wie eine Chance darstellt. Die zentrale Einsicht besteht darin, dass nachhaltiger Konsum kein Dogma des Verzichts bedeutet oder auf Kundenseite die Bereitschaft erfordert, bei Qualität und Erlebnis Abstriche zu machen. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit ist ein Qualitätsmerkmal und ein Wettbewerbsvorteil, weil sie unmittelbar die Lebensqualität von Menschen steigert. Die Chancen der Postcoronazeit bestehen vor allem in qualitativem Wachstum und nachhaltigen Angeboten, die zudem zu einem Imagegewinn führen. Zusammenfassend: Nachhaltigkeit ist Zukunft.
Erderwärmung, Klimawandel und obendrauf noch die Pandemie. Sind weltweite Probleme für ein kommunales Netzwerk nicht eine Nummer zu groß?
Gemeinden sind die Basis, ohne die nichts geht. Entscheidend ist am Ende immer die Lebensqualität für Menschen. Wer sich wohlfühlt, kann sich leichter mit einer Sache identifizieren. Wer sich wohlfühlt, rennt nicht gleich Extremen nach. Und Wohlfühlen beginnt in der Heimat. Hinzu kommt, dass das Cittaslow-Leitbild nicht an Systeme gebunden ist. Es fast Gedanken ohne Begrenzungen und Restriktionen vor dem Hintergrund einer globalisierten Welt jeweils vor Ort zusammen.
Neue Heimat für die Insektenwelt
Maikammer lebt die Cittaslow-Ziele (1): Ein zentraler Punkt ist dabei, die Vielfalt von Fauna und Flora zu schützen. Künftig soll nicht nur die Schönheit der Landschaft aufgezeigt, sondern auch deren charakteristische Eigenarten noch stärker bewahrt oder zurückgeholt werden.
Natur ist nicht gleich Natur. Der fließende Übergang zwischen Weinbergen und Wald sorgt für eine ganz besondere Kulturlandschaft an der Deutschen Weinstraße. Über die Jahrzehnte hat der Mensch durch seine Eingriffe jedoch bewusst und unbewusst dafür gesorgt, dass hier manches verloren ging. So sind sowohl in der Agrarlandschaft als auch im Siedlungsbereich eine Vielzahl von Flächen entstanden, die praktisch nutzlos wurden. Es geht um Randbereiche der Weinberge, um Flächen links und rechts der Wirtschaftswege, um Straßenbegleitgrün oder Verkehrsinseln. Diese alle werden, weil sie einfach vorhanden sind, als Eh-da-Flächen bezeichnet. In Maikammer nimmt man sich dieser nun gezielt an.
„Wir wollen der Insektenwelt Möglichkeiten bieten, sich wieder zu vermehren“, erläutert Maikammers Beigeordneter Klaus Humm, warum man blüten- und kleinstrukturreiche Lebensräume entstehen lässt. Diese hätten darüber hinaus noch einen doppelten zusätzlichen Positiv-Effekt. Zum einen sehe es schön aus, wenn es auf den Eh-da-Flächen grünt und blüht. Zum anderen habe die Gemeinde weniger Pflegedurchgänge zu absolvieren. „Wenn Bürger fragen, ob wir kein Geld mehr zum Mähen haben, müssen wir erklären, dass hier ein für uns wichtiger Lebensraum entsteht“, betont Humm. Auf Infotafeln sollen Bürger und Touristen über die nachhaltigen Hintergründe informiert werden.
„Das neue Schön in unserer Kulturlandschaft wird in der Zukunft anders aussehen als in der Vergangenheit“, ist sich Humm sicher. Die Zeit für Flächen, auf denen immer alles akkurat aussieht und glattgezogen wird, sei endgültig vorbei, erklärt er. Nur so lasse sich der fortschreitende Verlust an Arten eindämmen und wieder eine größere Vielfalt an Wildbienen und anderen Insekten erreichen. Dafür müsse nicht überall etwas gesät werden, weil die Natur vieles selbst mache. Auch hier gelte, so Humm, wie in der Kellerwirtschaft des Weinbaus die goldene Regel: „Kontrolliertes Nichtstun ist besser als Aktionismus.“
„Wieder Fülle ins Spiel bringen“
Maikammer lebt die Cittaslow-Ziele (2): Die Pflege regionaler Besonderheiten, der Erhalt regionaltypischer Produkte und deren Direktvermarktung auf kurzen Wegen sind ein wichtiger Teil davon. Viele Menschen engagieren sich dafür.
„Es wäre wunderschön, wenn wir die Natur anschubsen könnten und sich wieder ein gesundes Gleichgewicht einstellt.“ So beschreibt der Pfälzer Plantsman Peter Straub das übergeordnete Ziel einer Reihe von Projekten zur Landschaftspflege in Maikammer. Straub unterstützt die Gemeinde dabei als Berater. Im Mittelpunkt stehen das Pflanzen von hochstämmigem Wildobst, heimischen Sträuchern und Stauden sowie das Anlegen von Einsaatbereichen. „Große Bedeutung hat es auch dafür zu sorgen, dass in den Wingerten durch die Begrünung wieder die Geophyten wachsen, die es früher gab“, ergänzt Straub. Mit einer vielfältigen Flora einher gehe außerdem, dass auch die Fauna breiter werde. Denn die Pflanzen sind Brut- und Rückzugsraum für viele Arten und nicht zuletzt Nahrung für zahlreiche Tiere.
Mit der Wiederbelebung von Streuobstwiesen kommt, so Straub, „wieder Fülle ins Spiel“. Früher habe es in der Region schließlich nicht nur Weinberge gegeben, sondern zum Beispiel Äpfel, Birnen oder Kirschen, die der Obstbauverein vermarktet hat. Die Wiederansiedlung der Obstsorten sei nicht nur eine Rückkehr zur Natur, sondern setze auch voraus, dass man sich um diese Kulturlandschaft kümmere. So müssen Apfelbäume zum Beispiel geschnitten oder das Obst verwertet werden. „Hier bieten sich Naturpädagogikprojekte an, bei denen Obst gesammelt und Saft hergestellt wird“, beschreibt Straub Lösungsansätze. Weitere Ideen sind Wildkräutersammlungen oder die Herstellung von regionalen Pestos.
Auch Winzer Erich Stachel kümmert sich um verschiedene Streuobstwiesen. Aus den ungespritzten Äpfeln, Birnen und Kirschen stellt er hochwertige Brände her. Für Stachel ist das regionale Produkt Schnaps aber nur die eine Seite. Auf der anderen denkt er an einen Streuobstwiesen-Lehrpfad, der die Bedeutung dieser Form der Kulturlandschaft erläutert. Damit diese offengehalten wird, engagieren sich zahlreiche Helfer. Stefanie Funk setzt dabei noch dazu auf vierbeinige Unterstützung. Insgesamt 16 Buren-Ziegen hält sie, die von Fläche zu Fläche ziehen. „Die Tiere fressen sogar Brombeeren“, erklärt Funk, der das nützliche Hobby mit der „menschenbezogenen Rasse viel Spaß macht“. An anderer Stelle hat sie auch Heidschnucken „im Einsatz“, die Weiden für Pferde freihalten.
Neben den Streuobstwiesen nimmt man in Maikammer das Pflanzen heimischer Hölzer in den Blick, die Extrembedingungen besser standhalten können. „Die Natur ist sehr hilfsbedürftig und die Klimaentwicklung geht ja weiter“, nennt Plantsman Straub Gründe dafür. Gut geeignet sei die Esskastanie. „Wir werden aber wohl auch französischen Ahorn anpflanzen müssen“, nennt Straub eine weitere Pflanze, die Wärme und Trockenheit besser ertragen kann. Bei den Maßnahmen ist daran gedacht, Bürger zu beteiligen. Straub ist damit wieder beim Anschubsen, denn „am Ende macht es Mutter Natur am besten“.